Sternengrab in Schwege eingeweiht

Glandorf. Mit ergreifenden Worten weihte Pastor Ulrich Müller am Sonntag bei strömendem Regen das neue Sternen-Grabfeld auf dem Schweger Friedhof ein. Hier werden Kinder ihre letzte Ruhe finden, für die das Gesetz keine Bestattung vorsieht.

Sternenkinder werden diese kleinen Wesen liebevoll genannt. Es sind Kinder, die viel zu früh mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm auf die Welt kommen und in der Regel nicht lebensfähig sind. Laut Gesetz greift die Bestattungspflicht erst ab einem Geburtsgewicht von mehr als 500 Gramm. Die sogenannten Fehl- oder Frühgeburten wurden bisher von den Krankenhäusern in eigener Verantwortung „entsorgt“. Den verwaisten Eltern wurde damit die Möglichkeit einer würdevollen Bestattung genommen.

Sonnenuhr: Die Kugel auf dem Stein, der ehemaligen Eingangsplatte der Kirche, wirft bei Sonnenschein einen Schatten. Foto: Anke Schneider

Mensch – von Anfang an
„Für uns Christen beginnt das Leben mit der Zeugung“, sagte Pastor Ulrich Müller. Ein Mensch sei ein Mensch – von Anfang an. Zum Glück würden in Deutschland immer mehr Grabfelder für Kinder geschaffen, die im Mutterleib heranwuchsen, das Licht der Welt aber nie erblicken durften, so der Pastor. Auf diesen Grabfeldern fänden diese kleinen Menschen ihre besonders für die Eltern so wichtige letzte Ruhestätte.

Durch diese Grabfelder werden aus „Fehlgeburten“ wieder Menschen. „Eltern brauchen einen Ort der Trauer und der Erinnerung“, so Müller. In seiner kurzen Predigt bat der Geistliche darum, dass Gott den kleinen Menschen all die Liebe geben möge, die die Eltern ihren Kindern geben wollten.

Das Sternenfeld ist als große Sonnenuhr angelegt, die den Sonnenstand des kompletten Jahres berücksichtigt. Die Kugel im Kreuz auf dem Gedenkschein wirft ihren Schatten je nach Jahreszeit auf unterschiedliche Linien. Eine der Linien markiert die Wintersonnenwende, eine andere die Sommersonnenwende. Eine schwarze Linie aus Basaltstein markiert die Tag-Nacht-Gleiche am 21. März und 21. September. Neben der Sommersonnenwendlinie und der Wintersonnenwendlinie befinden sich Basaltsteine, die mit Bohrungen versehen wurden. Durch sie scheint die Sonne zur Sonnenwende am 21. Juni, beziehungsweise am 21. Dezember.

Gedenkstein
Durch die Art der Sonnenuhr ist es möglich, jeden Tag im Jahreslauf der Sonne auf dem Feld auszumachen. „Wenn die Eltern möchten, können wir an dieser Stelle, dem Todestag des Kindes, einen Gedenkstein setzen“, sagte Josef Hesse vom Josefs-Team, das sich mit der Gestaltung des Feldes und der Umsetzung befasst hat. Er kann neutral gestaltet werden oder auch einen Namen oder Daten tragen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 20.03.2017
Text und Foto: Anke Schneider