Freiwilligendienst in Uganda – ein Rundbrief von Christin

Freiwilligendienst in Uganda – ein Rundbrief von Christin

Seit rund zwei Monaten leistet Christin Gädker aus Sudendorf einen Freiwilligendienst in Uganda. In einem Rundbrief an unsere Gemeinden berichtet sie von ihrem Alltag und von der Einrichtung, in der sie tätig ist.

Liebe Gemeinde,

die ersten zwei Monate in Uganda sind nun schon rum und ich hatte Zeit mich hier im Toro Babies Home einzuleben und meinen Platz zu finden. Nun möchte ich euch und Ihnen einen kleinen Einblick in das Leben im Toro Babies Home (TBH) und in Uganda geben:

Den Aufbau vom TBH kann man sich ein wenig wie einen Kindergarten vorstellen. Es gibt sechs Schlafräume, oder auch Häuser genannt, die jeweils mit einem angrenzendem Badezimmer, einer Art Esszimmer und einem Schlafzimmer für die Pflegemutter des Hauses ausgestattet sind. Derzeitig leben hier 52 Kinder vor allem im Alter zwischen 0 und 3 Jahren, aber auch ältere Kinder, die beispielsweise eine körperliche und/oder geistige Behinderung oder keine Familie mehr haben. Es besteht immer eine gewisse Fluktuation rund um 50 Kinder, denn es gehen immer mal wieder Kinder z.B. zurück zu den Eltern, zu Familienmitgliedern oder sie werden adoptiert. Neue kommen aber auch hinzu, wenn die Mutter bei der Geburt verstirbt, was leider sehr häufig vorkommt, die Eltern mental bzw. finanziell nicht dazu in der Lage sind die Kinder zu versorgen oder die Kinder häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. Leider werden auch immer wieder Kinder hier aufgenommen, die einfach ausgesetzt wurden.

Es gibt 6 Pflegemütter, die den ganzen Tag für je ein Haus mit bis zu zehn Kindern unterschiedlichen Alters zuständig sind. D.h. die Babys und Kleinkinder waschen, Porridge morgens und nachmittags vorbereiten, füttern und anziehen, wischen und die anfallende Wäsche per Hand waschen und aufhängen. Natürlich gehört auch das Trösten und Windeln wechseln dazu. Vormittags und nachmittags, nach dem Mittagsschlaf, kümmert sich eine Erzieherin um alle Kinder, die schon laufen können. Die anderen Kinder bleiben in den einzelnen Häusern und werden von den Pflegemüttern versorgt. Nur einen Tag pro Woche bekommen die Pflegemütter frei und das auch nur tagsüber, was bedeutet, dass sie keine einzige Nacht haben, in der sie durchschlafen, denn die Säuglinge müssen ja auch nachts gefüttert werden. Das Mittag- und Abendessen wird für alle Kinder in der großen Küche über dem Feuer zubereitet und besteht zumeist aus Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln oder Matooke (Kochbanane) mit einer Soße aus Bohnen oder Erdnüssen.  

Das gesamte Waisenhaus und auch das Gehalt der Mothers wird von Spenden finanziert. Normalerweise werden die Säuglinge die ersten sechs Monate mit Milch gefüttert, wenn allerdings nicht genug Geld da ist, um Säuglingsmilch zu kaufen, werden sie mit Porridge (Mais- / Hirseporridge) gefüttert. Auch Pampers sind ziemlich teuer, weshalb manchmal stattdessen Handtücher und Plastiktüten verwendet werden, die dann natürlich wieder per Hand von den Mothers gewaschen werden müssen.

Insgesamt arbeiten 19 Frauen und Männer im Babies Home, zudem kommen auch viele Freiwillige von einer spanischen Organisation, die den Kindern besonders Aufmerksamkeit geben. Jedoch bleiben diese nur für je drei Wochen.

Ich selbst lebe in einem Nebengebäude des Toro Babies Home (TBH) zusammen mit zwei weiteren jungen Frauen. Die eine ist für die Finanzen im TBH zuständig und die andere ist Kinderärztin im benachbarten Krankenhaus, was sehr praktisch ist, wenn kurzfristig medizinische Hilfe benötigt wird.  

Dies ist nur ein kleiner Einblick in das Leben im Toro Babies Home, aber ich denke man kann sich vorstellen, dass es hier eine Menge zu tun gibt. Mein Arbeitstag fängt morgens um 07:00 Uhr an und ich versuche dabei die Mothers so gut es geht zu entlasten, wozu ich täglich die Häuser wechsle. Das Waschen per Hand ist für mich immer noch ungewohnt, aber mit viel Übung hoffe ich, dass die von mir gewaschene Wäsche zumindest nach den sechs Monaten auch so sauber ist, wie die der Pflegemütter. Wenn vor dem Mittagessen noch Zeit ist, helfe ich manchmal in der Küche. Ich nutze die freie Zeit auch für die Säuglinge, die oftmals den ganzen Tag im Bett liegen, weil die Mothers einfach keine Zeit haben, um ihnen etwas Aufmerksamkeit und Körperkontakt zu geben. Nachdem die Kinder gefüttert worden sind und im Bett liegen, mache ich selbst Mittagspause, um anschließend wieder den Pflegemüttern zu helfen und den Kindern die Aufmerksamkeit zu geben, die für die Entwicklung so wichtig ist. Zu meinen Aufgaben zählt auch mit den Babys ins Krankenhaus zum Impfen und zur allgemeinen Untersuchung, wodurch die Mothers in den Häusern bleiben können.

In meiner Freizeit gehe ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin zum Sport. Die Wochenenden gestalten sich meist sehr unterschiedlich, schon eher ähnlich wie in Deutschland vor Corona – Geburtstage, Filmeabend mit den Mitbewohnerinnen und gemeinsames Kochen. Gern nutze ich die Zeit auch, um Kuchen für die Kinder zu backen. Als herzliche Willkommensüberraschung hatte ich einmal sogar schon die Gelegenheit einen Nationalpark mit bis zu 100°C heißen Quellen zu besuchen, da Fort Portal eine sehr fruchtbare Gegend von Uganda mit vielen umliegenden Nationalparks ist.

Ich fühle mich hier richtig wohl mit den Menschen und das Essen schmeckt mir auch sehr gut. Jeden Tag werde ich selbstständiger und Fort Portal mit seinen ca. 40.000 Einwohnern wirkt schon fast wie ein vertrautes Dorf, nachdem ich für mein Visum ein paar Tage im Trubel Kampalas (Hauptstadt von Uganda) verbracht habe.

Viele liebe Grüße aus Fort Portal, Uganda

Christin Gädker

Den Rundbrief (mit Foto)s können Sie hier herunterladen.